Studio-Praxis

Weil ich es in Vorgesprächen häufiger erläutere, möchte ich hier kurz umreißen, wie der Ablauf eines Studiotages zB. für eine kleine Band gestaltet sein kann.

Willkommen im u:labor!

Der freundliche Tontechniker (ich) steht winkend in der Tür und der Kaffee duftet bereits… mmmmh! Nach der Begrüßung (und dem Abladen der Instrumente) können wir direkt loslegen, weil wir bereits im Vorgespräch geklärt haben, was wir aufnehmen wollen und in welcher Reihenfolge dies am meisten Sinn ergibt. Naturgemäß braucht es ein wenig Zeit, wenn mitgebrachte Instrumente aufgebaut werden müssen: Gitarrenverstärker, Bass-Amp, Schlagzeug, etc., es müssen Mikrofone angeklemmt, darübergehängt und drangestellt werden. Wenn die studioeigenen Instrumente benutzt werden, geht es hier natürlich etwas schneller.

Alle Instrumente und Mikrofone (auch für Gesang) müssen nach dem Aufbau zunächst eingepegelt werden, d.h. die Eingangslautstärke muss optimal ausgesteuert werden. In der Regel wird dabei bereits eine grobe Klangoptimierung vorgenommen, sowie das Tonsignal mithilfe eines Kompressors in der Lautstärke begrenzt. Beim Schlagzeug kommt üblicherweise noch das Einrichten von sogenannten Noisegates dazu. Damit wird ein Tonkanal stummgeschaltet, solange kein brauchbares Signal anliegt. Aufnahmen werden dadurch sauberer. Nachfolgend eine kleine Tabelle mit Einrichtungszeiten als grobe Orientierung.

Toneinrichtung

Instrument

Anzahl Kanäle, Mikrofone

Einrichtung ca. in Minuten

Stimme/Gesang

1

5-10 Minuten

E-Gitarre

1-2

5-10 Minuten

Akustikgitarre

1-2

10-15 Minuten

E-Bass

1

5 Minuten

Schlagzeug

3-6

30-45 Minuten

Cajon, Congas, Perkussion

2

10-15 Minuten

Keyboard

1-2

2-5 Minuten

Violine

1-2

5-15 Minuten

Saxofon

1

5-10 Minuten

Dazu kommt natürlich noch die Zeit, „den“ Sound zu finden, zu stimmen, sich einzusingen. Es kann je nach Tagesplan eine gute Idee sein, sich schon auf dem Weg hierher einzusingen (oder warmzuspielen, das Publikum in der S25 gibt manchmal sogar Geld…).

Aufnahme

Bei Bands ist es entweder so, dass die Band super eingespielt ist und wir alles erstmal in einem Rutsch aufnehmen und bei Zufriedenheit mit dem jeweiligen Take anschließend hören, ob wir bei der einen oder anderen Spur noch Verbesserungen aufnehmen sollten, was wir dann auch der Reihe nach tun. Gesang nehmen wir grundsätzlich nach der Aufnahme der Musik noch mal ordentlich auf. So gehen wir in jedem Fall vor, wenn es wirklich schnell gehen soll oder muss.

Oder, vor allem bei weniger erfahrenen Bands, wir spielen zunächst eine sehr grobe Version zur Orientierung ein, das Tempo nehmen wir dabei von einer zusätzlichen Klickspur (also einer Spur, die allen Musikern während der Aufnahme den Takt vorgibt). Danach nehmen wir alles ordentlich auf, Instrument für Instrument. Wenn gewünscht, das ist der Vorteil eines statischen Tempos, können wir gute Takes jetzt auch einfach an andere Stellen kopieren, um schneller voran zu kommen, zB. die Rhythmusgitarre, die während des gesamten Stückes mehr oder weniger dasselbe spielt, oder den basic groove der Drums.

Dann hören wir gemeinsam, ob der Song noch etwas braucht. Vielleicht eine Gitarrendoppelung, einen Chorgesang oder irgendeinen Effekt. Oder, anders herum, eine Reduzierung. Ich bringe mich hier gerne ein und helfe, das Arrangement rund zu feilen.

Grundsätzlich ist es ein guter Gedanke, sich in jeder Phase der Produktion Grenzen zu setzen. Selbstverständlich kann man sich sehr in Details verlieren und manchmal ist das auch nicht nur gewünscht, sondern extrem sinnvoll. Häufig drängt jedoch auch ein Terminplan, deshalb ist meine Technik, um diesem gerecht zu werden, nie mehr als 4 Takes einer Passage/eines Instrumentes aufzunehmen. Schließlich muss im Zweifelsfall alles gegengehört und das beste ausgewählt werden. Es ergibt grundsätzlich nur Sinn, mehr Takes aufzunehmen, wenn substantielle Verbesserungen oder interessante Variationen zu erwarten sind, zB. eine alternatives Solo, ein anderer Ausdruck im Gesang, oder ein nachdrückliches „den einen schiefen Ton kriegen wir doch wohl noch hin“.

Pause

Pausen sind, wie überall im Leben, auch hier wichtig. Reflektieren, das Gehör/die Finger/die Stimme beruhigen, Pläne spinnen, den Magen füllen. Hunger kann zB. mithilfe der Pizzeria ums Eck gestillt werden, es gibt in der Nähe aber auch asiatische und belgische Speisen.

Mix

Wenn alle mit den Aufnahmen zufrieden sind, die wir zu diesem Zeitpunkt gemeinsam immer und immer wieder gehört und kontrolliert haben, geht es an den Mix. Je nachdem, wie viele Stücke wir (noch) aufnehmen, wird der erste Mix etwas grober („Rough Mix“) oder bereits recht ausgefeilt. Es kommt auf das zeitliche Vorankommen an. Ziel ist, dass die Aufnahmen des Tages am Abend zumindest grob als Mix vorliegen, den ich dann in einen passwortgeschützten Teil meiner Website hochlade, damit jeder auch zuhause noch mal reinhören, bzw. den Freunden vorspielen kann.

Es ist in der Regel sinnvoll, zwischen Aufnahme und Mix eine Nacht Erholung verstreichen zu lassen. Das Gehör ermüdet. Nach einem Aufnahmetag hört man nicht mehr die Feinheiten, die einen finalen Mix erst gut machen. Dementsprechend kann es sein, dass wir eine Reihe von Songs aufnehmen, jeweils vormischen, um an (einem) anderen Tag(en) den finalen Mix zu machen.

Bereits das Arrangement sollte so angelegt sein, dass zum einen der gesamten hörbare Frequenzbereich abgedeckt ist, zum anderen, dass Instrumente nach Möglichkeit nicht frequenzmäßig konkurrieren. Umso leichter fällt dann der Mix, weil die Einbettung der Instrumente entsprechend frei vorgenommen werden kann. Jedes aufgenommene Detail hat seine Berechtigung und sollte im Mix auch gehört werden können.

Der finale Mix, auch Premaster genannt, erfährt eine leichte dynamische Kompression, um maximale Aussteuerung zu ermöglichen und wird als 24-Bit-Datei gespeichert.

Master

Nach dem Mix kommt in der Regel das Mastering. Hier wird nochmals Feinschliff betrieben, die Räumlichkeit opti- und die Lautstärke in sinnvollem Rahmen maximiert, sowie jeder Song einer CD mit allen anderen verglichen, damit das Klangbild einheitlich ist. „In sinnvollem Rahmen maximiert“ heißt hier, dass man stilistisch unterscheidet und abwägt, ob die Musik auf maximale Lautstärke getrimmt wird (HipHop, Dance, etc.) oder eine größere Dynamik erhalten bleibt.

Ich empfehle, das Mastering in einem Masteringstudio vorzunehmen. Das ist in der Regel gut investiertes Geld. Adressen nenne ich gerne auf Anfrage. Sollte die Zeit oder das Budget dafür nicht reichen, kann ich das Mastering aber selbstverständlich ebenfalls übernehmen.

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